Der Sonnengesang des heiligen Franziskus
Der Sonnengesang ist sicherlich das bekannteste Gebet des heiligen Franziskus. Es ist eine Hymne auf die von Gott ins Leben gerufene Schöpfung, und zugleich fordert es dazu auf, den Schöpfer selbst zu loben. Franziskus dichtete das Lied in Altitalienisch; es ist das wichtigste Zeugnis für die Volkssprache des 13. Jahrhunderts in Italien. Der Sonnengesang ist gleichermaßen Gebet und Lyrik. In viele Sprachen übersetzt, gehört er heute zur Weltliteratur.
Im Sonnengesang zeigt sich die Naturbeziehung des heiligen Franziskus. Der Sänger lobt Gott und tut dies gemeinsam mit allen Geschöpfen, besonders mit „Bruder Sonne“, in dem er „ein Sinnbild“ des Schöpfers sieht. Franziskus fühlt sich in die Natur eingebunden, mit der er einen geschwisterlichen Umgang pflegt. Die Gestirne, Wasser, Feuer, den Wind und die Erde, ja sogar den Tod spricht er mit Schwester oder Bruder an. Wer heute den Sonnengesang liest oder betet, wird herausgefordert, die Natur zu lieben, ihr Ehrfurcht zu erweisen und sich für ihren Erhalt einzusetzen.
Sprachlicher Hinweis: Die Ausdrücke „Bruder Sonne“, „Schwester Mond“ und „Schwester Tod“ wirken in der deutschen Sprache befremdlich; im Italienischen sind aber die Sonne männlichen Geschlechts und Mond und Tod weiblichen. Der Übersetzer Leonhard Lehmann hat den Text also wörtlich ins Deutsche übertragen.
franziskaner.de/der-sonnengesang/