Anfänge des christlichen Glaubens in Weitmar

Auf der Suche nach dem ersten Gotteshaus in Weitmar und darüber hinaus, bei der Frage nach den Anfängen des Christentums in unserem Raum überhaupt, stoßen wir auf die beiden irischen Missionare, die heiligen Brüder Ewald und den hl. Switbert, die um 690 und in den folgenden Jahren im Brukterergau (dem gesamten Bochumer Raum) das Christentum predigten. Eine größere Bedeutung für unsere Gegend hatte die Gründung des Klosters Werthina (später Werden) um 799 durch den hl. Ludgerus. Im ganzen Ruhrgau breitete sich das kirchliche Leben rasch aus und es entstanden kirchliche Gemeinden, Kirchen und Kapellen.

In den Heberegistern des Werdener Klosters hat man die älteste Urkunde über Weitmar gefunden, die 1043 Klosterbesitztum an der Grenze von "Wetmar" erwähnt. Dem 845 von dem Benediktinermönch Altfried in Essen gegründeten Damenstift wurde der Zehnte zwischen Rühr und Emscher zugestanden. Zehntpflichtig war der Hof "Clewinghusen in Wetmere". Zwei Urkunden, die sich mit diesem Zehnten beschäftigen, sind bedeutsam, weil sie zum ersten Mal die "Capelle in Weytmar" erwähnen. Auf dem zur Kapelle gehörenden Friedhof hat der Priester Wennemar am l. Dezember 1397 den Zehnten von Clewinghusen für die Stiftskirche in Besitz genommen. Auch die Urkunde vom 24. März 1398 bestätigt einwandfrei, dass um 1397 in Weitmar eine Kapelle bestanden hat mit einem Friedhof, der zugleich Gerichtsplatz war, zu dem der Zehnte gebracht werden musste. Daraus ist auf eine recht ansehnliche Gemeinde zu schließen.

Die Silvesterkapelle

Die dem heiligen Papst und Bekenner Silvester geweihte Kapelle war zunächst Hauskapelle der im Haus Weitmar wohnenden Adelsfamilie, der Herren von Galen, und ihrer Dienstleute. Nach und nach wurde sie auch den umliegenden Bauernschaften zugänglich. So entstand fast von selbst die Kirchengemeinde Weitmar. Sie gehörte zur Pfarrei Bochum, die die Verpflichtung hatte, sie seelsorglich zu betreuen. Erst 1471 wurde ein eigener Priester angestellt. Aus einem Verzeichnis von 1519 im Pfarrarchiv der Propstei geht hervor, dass Weitmar zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbständig war. Die Ecktürme am großen früheren Turmhelm der Propsteikirche erinnerten an die vier ältesten Tochtergemeinden der mittelalterlichen Pfarrei St. Peter und Paul: Ümmingen, Eickel, Stiepel und Weitmar. Aus den Ruinenresten der Silvesterkapelle lässt sich vermuten, dass diese teils in romanischem, teils in gotischem Stil erbaut wurde.

In von Steinens "Westphälische Geschichte" befindet sich eine Beschreibung der Kapelle, allerdings aus einer Zeit, als diese schon einige hundert Jahre alt war: "Die Kirche, welche dem St. Silvester gewidmet, ist klein und unansehnlich, hat eine schlechte Orgel, der Turm aber zwei gute Glocken. Außer dem ordentlichen Altar auf dem Chor ist noch ein Altar, wo die Kanzel stehet. Vorzeit ist es eine Capelle, zu Bochumsch Pfarrey gehört, gewesen, im Jahre 1471 aber, auf Laurentiustag, ist auf Erlaubnis Johann von Brüggeney, genannt Hasenkamp, Pastor zu Bochum, ein besonderer Rektor angestellt und demselben Macht gegeben worden, in der Capelle zu halten Taufen, und Begraben von Leichen hat sich der Pastor zu Bochum vorbehalten, da dem dessen Bruder Wennemar, Drost zu Bochum, dieselben mit guten Renten versehen hat."

Im Jahre 1572 trat der Pfarr-Rektor Johannes Hackmann zur lutherischen Lehre über und wurde der erste lutherische Pfarrer in Weitmar. Die Silvesterkapelle wurde nun von den Protestanten und Katholiken gleichzeitig benutzt. Eine katholische Kapelle wurde 1748 vor dem Haus Weitmar errichtet.

Ruine Silvesterkapelle

Ruine der Silvesterkapelle, Foto: Stanislaus Kandula, Witten