Entwicklung der Architektur der St. Franziskuskirche

Unsere Gemeinde wurde schon vor langer Zeit gegründet und auch die St. Franziskuskirche hat eine lange Geschichte. Heute wie damals ist unsere Gemeinde in einem stetigen Entwicklungsprozess, dieser spiegelt sich auch in unserer Kirche wieder. Zusätzlich zwangen zwei Weltkriege, ein Bombentreffer und ein Brand der Architektur unserer Kirche Veränderungen auf. Im Folgenden möchten wir Ihnen einen groben Überblick über diese Entwicklungen und Umbauten in der St. Franziskuskirche geben. Die Entwicklung unserer Gemeinde finden sie gesondert im Artikel "Geschichtliche Entwicklung der Gemeinde St. Franziskus" (hier)

1863/64

Die erste Kapelle zu Ehren des heiligen Franz von Assisi, in der Wilhelmstraße, heute Franziskusstraße, wurde 1863/64 in Weitmar erbaut. Als Baugrundstück diente ein vom Landwirt Theodor Oberheitmann gestifteter Acker in der Größe von sechzig Quadratruten. Mit dem Bau der Kapelle St. Franziskus wurde im Spätherbst 1863 begonnen. Schon 1864 war das Gebäude in neugotischem Stil für 100 (?) Besucher fertig. Die Baukosten betrugen 3.000 Taler, Innenausstattung nicht inbegriffen. Am 21. November 1864 fand die kirchliche Benediktion statt.

1883

Die starke Zunahme der katholischen Bevölkerung machte ein größeres Gotteshaus in Weitmar notwendig. Für die Planung eines neuen größeren Gotteshauses, wurde der seit 1856 als Diözesanbaumeister tätige Arnold Güldenpfennig verpflichtet. Er war für die Prüfung aller Bauvorhaben im Bereich des Bistums Paderborn zuständig. Güldenpfennig arbeitete auch als freier Architekt und schuf viele Kirchen, auch über Westfalen hinaus. Die Franziskuskapelle wurde abgerissen, das Baumaterial aber wiederaufbereitet. Die umliegenden Ziegeleien lieferten die hellroten Ziegel für den Hochbau. Der Grundstein für den neugotischen Bau wurde Anfang 1883 gelegt. An gleicher Stelle entstand 1883-1885 nach Güldenpfennigs Plänen das neue Kirchengebäude St. Franziskus. Es entstand eine dreischiffige Hallenkirche mit 6 Pfeilern und einem Querhaus.

Schon am Palmsonntag, 29. März 1885, wurde das Gotteshaus konsekriert. Bischof Dr. Georg Kopp von Fulda, in Vertretung des erkrankten Bischofs von Paderborn, weihte am 4. Oktober 1886, dem Patronatsfest des Namens- und Schutzpatrons, St. Franziskus von Assisi, das Gotteshaus.

1932

Vor dem 50-jährigen Jubiläum der Kirche St. Franziskus wurde eine Renovierung der Pfarrkirche notwendig. In den letzten Jahren vor 1932 hatten die Innenausstattung und besonders die Ausmalung stark gelitten. Der Kirchenvorstand beschloss, nach Bereitstellung der finanziellen Mittel die umfangreichen Arbeiten unverzüglich beginnen zu lassen.

Der Kunstmaler Bernd Terhorst aus Elten am Niederrhein wurde mit den Arbeiten beauftragt. Er brauchte etwa vier Monate für sein Werk, das 15.000 Mark verschlang. Das Kirchenschiff malte er am Sockel rot, an den Wänden und der Decke gelb und an den wuchtigen Säulen graublau aus. Der Chorraum erhielt einen vollständigen Neuanstrich ,so dass er nun in roten, gelben und braunen Farbtönen erstrahlte. An seinen beiden Seiten wurden je zwei fliegende Engel dargestellt. Über dem Hochaltar prangte eine gemalte Kolossalfigur des hl. Franziskus, von der Sonne umstrahlt. Das Fenster hinter ihm in der Mitte der Chornische war zugemauert worden. Aufgefrischt wurden auch die Seitenaltäre, die Bilder der Kreuzwegstationen und die Beichtstühle.

Der Einsatz neuer Fenster war in Planung.

9. Oktober 1944

Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) verschonte auch die St. Franziskus-Gemeinde nicht. Am 9. Oktober 1944 – Bochum war wegen seiner Waffenindustrie ein bevorzugtes Ziel für Luftangriffe – zerstörten zwei Bombentreffer das Kirchengebäude und viel Inventar. Der größte Teil der Umfassungsmauern blieb aber stehen. Doch dem prächtigen Westturm konnte der Zweite Weltkrieg nichts anhaben und auch die Stahlglocken aus dem Jahr 1921 blieben erhalten. 

1946

In der Kirchenruine wurde 1946 eine Notkirche für die Gemeinde errichtet. Für den Wiederaufbau wurde der Architekt Fritz Jülkenbeck gewonnen. Ein einheimisches Bauunternehmen begann über der Notkapelle die Außenmauern hochzuziehen. Also blieb der Grundriss im Großen und Ganzen erhalten. Der Sockel aus Natursandstein gibt dem Gebäude die notwendige Solidität. Die roten Ziegel darauf entsprachen genau dem Zeitgeist, der Fabriken und Mietshäuser als Backsteinbauten erstehen ließ. Mit Hilfe des Kirchbausammelvereins, großer Opferfreudigkeit (sogar Deputatkohle) und Tatkraft der Gemeinde konnte schon 1949 wieder die heilige Messe im neuen Gebäude gefeiert werden.

St. Franziskus Wiederaufbau

1949

Die 1949 fertiggestellte Kirche unterschied sich stark von der alten Kirche. Durch die Herausnahme der 4 Mittelschiffpfeiler wurde die Hallenkirche zur Saalkirche. Die Seitenschiffe wurden bis zum Mittelschiff hochgezogen und mit einer Rabitzdecke abgeschlossen. Darauf saß nun ein eiserner Dachstuhl. Die Orgelempore wurde für Chor- und Orchestersitzplätze vergrößert, schmälerte aber nicht den Eindruck von der Weite des Kirchenraumes. Erst 1952 wurde als letzter Bauabschnitt, der Chorraum, seiner Bestimmung übergeben. Die alte Einrichtung war ja zerstört worden. So konnte der Chor völlig neugestaltet werden, wieder in polygoner Form und höher gelegt, um eine Leichenhalle darunter aufzunehmen. Ein einfacher Altar in Tischgestalt beeindruckte und darüber ein hohes Kreuz mit dem Gekreuzigten. Das mittlere Fenster hinter dem Kreuz und auch die Fenster neben dem Chorraum waren zugemauert worden. An den Seiten vor dem Chorraum waren, auf in die Wände eingelassenen Sockeln, links eine neue Statue der Gottesmutter Maria und rechts die des heiligen Josef aufgestellt. Auf weiteren Bildschmuck wurde erst einmal verzichtet. Die einfache, hölzerne Kanzel stand auf einem steinernen Aufgang an der oberen Südseite zwischen den hellen Fenstern.

Äußerlich hatte sich das Kirchengebäude nach dem Wiederaufbau aber auch verändert. Das Querschiff in der Mitte des Langhauses wurde nicht mehr aufgebaut. Es wurde nur noch in Dachhöhe von außen angedeutet. Die Fialtürmchen und der Dachreiter auf dem Hauptdach mit seinem Bronzegeläut waren verschwunden. Das Langhaus bekam ein einheitliches Satteldach. Zwei Nebenchöre (Sakristei und Marienkapelle) flankieren den Hauptchor. Der Westturm versteckt den Blitzableiter unter einem großen Kreuz mit einem Nimbus in der Mitte. Auf dem Kreuz thront ein Wetterhahn mit gespreizten Schwanzfedern. Er dreht sich mit dem Wind.

1965

Im Juni 1965 begannen die Bauarbeiten zur Renovierung des Kirchturms. Endlich wurde der schadhafte Schiefer abgetragen.

1970 wurde im Innern ein neuer Fußboden aus Marmor (Jura-gelb) verlegt und die unscheinbare Kanzel abgerissen. Sie war nach der Liturgiereform nicht mehr benutzt worden, verhinderte das Aufstellen zusätzlicher Kirchenbänke und hatte eine schlechte Akustik. Viele Gemeindemitglieder spendeten für die Anschaffung neuer Kirchenbänke. Sie boten 390 Sitzplätze. Die alten Bänke wurden umgearbeitet auf die Empore gestellt. Eine Betondecke wurde eingesetzt und der Raum neu angestrichen, wobei die Wandsäulen durch rot-violette Farbtöne farbliche Akzente erhielten. Auch wurde eine Holzdecke mit Faltenstruktur eingezogen. Im Chorraum wurde das Holzkreuz entfernt, das ursprünglich vorhandene, mittige Fenster wieder aufgebrochen und ein Lebensbaum mit Tabernakel sowie ein neuer Altartisch aufgestellt. 

Im Laufe der nächsten Jahre wurden alle Kirchenfenster gegen die jetzigen ausgetauscht. Die Windfänge umschlossen jetzt nur noch die Türen.

1993

Nach dem Brand in der Sakristei am 18. November 1993 musste der gesamte Innenraum des Kirchengebäudes neugestaltet werden. Die alte Ausmalung in dunklen Gelb-, Rot- und Lilatönen hatte durch die Jahre und den Brand stark gelitten. Sie entsprach auch nicht mehr dem Zeitgeist. Unterstützt von dem Bochumer Architekten Rainer Kemper entstand in vielmonatiger Umbauzeit eine lichte Saalkirche. Der Sonnengesang des heiligen Franziskus diente als Inspiration und gab die Farbtöne vor. Dabei wurden nicht nur die Wände und Säulen neben den Fenstern hell angemalt, auch Decke und Kirchenbänke wurden farblich angepasst. Der gesamte Raum erhielt einen Fußboden aus polierten weißgelben Jura–Fliesen. In dem uralten Kalk (Malm) ist eine Vielzahl an Fossilien von Farnen, Muscheln, Seegurken, Ammoniten und Belemniten, Würmern u. a. gut erkennbar. Der Boden ist von schwarzen Laufbändern durchzogen, die vom Haupteingang kommend um das Taufbecken gehend zum Altar führen.

St. Franziskus-Kirche heute, Foto: Stanislaus Kandula, Witten

St. Franziskus-Kirche heute, Foto: Stanislaus Kandula, Witten