Der Kreuzweg

Schon vor der Zerstörung der St. Franziskuskirche im Zweiten Weltkrieg schmückte ein Nazarener Kreuzweg die Wände, dieser war aber durch das Feuer der Bombentreffer verbrannt. In den 1970er Jahren erhielt die Kirche einen neuen Kreuzweg aus Bronze, welcher von W. Mellmann entworfenen wurde. Nach der erneuten Renovierung erhielt die Kirche wieder einen Nazarener Kreuzweg, bestehend aus vierzehn Holztafeln. Der alte Kreuzweg bekam einen neuen Platz in der Gemeinschaftskapelle der Wohnanlage des Deutschen Roten Kreuzes in Weitmar. Von der Kunstschreinerei Röbbecke wurde nach 1993 ein Nazarener Kreuzweg aus dem Jahre 1848 erworben. In Öl auf Leinen aufgetragen, erzählt er realistisch die Leidensgeschichte Jesu.

Die Nazarener waren eine Malervereinigung, gegründet 1809 von Overbeck, Pforr u. a. in Wien. Ab 1810 waren sie ansässig im Kloster Isidoro in Rom. Sie erneuerten die christliche Kunst durch Rückgriffe auf ältere Vorbilder (Dürer, Perugino, Raffael). Für ihre Werke wählten sie nur Themen religiöser Art. Strenge Linearität und kühle Farbgebung kennzeichnen ihren Stil.

1. Station: Jesus wird zum Tode verurteilt

Die erste Station des Kreuzwegs stellt die Verurteilung Jesu Christi durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus dar. Damit bezieht sich das erste Bild des Nazarener Kreuzwegs auf das Evangelium (Mk 15,2-15; Lk 23,2-5.13-25; Joh 18,28-19, 16a; Mt 27,11-26).

Nach seiner Verhaftung wird Jesus Christus zum römischen Statthalter Pontius Pilatus gebracht. Die Hohepriester und Ältesten werfen ihm vor, dass er sich selbst König der Juden nennt, und der Statthalter soll ein Urteil sprechen. Da der Statthalter nicht an die Schuld von Jesus Christus glaubt, fragt er die Menge, die sich vor ihm versammelt hat, ob er diesen freilassen soll. Es war üblich, dass vor dem Passahfest der Statthalter einen Gefangenen begnadigt. Doch die Menge verlangt die Freilassung des Barabbas und die Kreuzigung Jesu. Deshalb verurteilt der Statthalter Jesus Christus zum Tode.

Markus 15,15
Pilatus ließ, um die Menge zufriedenzustellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen.

Jesus wird verurteilt

2. Station: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Die zweite Station des Kreuzwegs veranschaulicht, wie Jesus Christus das schwere Kreuz auf seine Schultern nimmt und den Weg zum Hügel Golgota beginnt. Vgl. Joh 19,17; Mk 15,20b; Mt 27,27-31

 

Johannes 19,17
Er trug sein Kreuz selbst aus der Stadt hinaus zu dem Ort, der »Schädelplatz« heißt, auf Hebräisch Golgota.

Jesus nimmt das Kreuz auf

3. Station: Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

Auf dem Bild der dritten Station des Kreuzwegs ist zu sehen, wie Jesus zum ersten Mal mit dem Kreuz stürzt. Dieses Geschehen wird nicht in den Evangelien erwähnt.

Die Soldaten treiben Jesus durch die Straßen Jerusalems und unter der Last des schweren Holzkreuzes bricht er zusammen. Doch die Soldaten zwingen ihn zum Weitergehen.

Psalm 35,16
Als ich stürzte, lachten sie ... Sie verhöhnen und verspotten mich, knirschen gegen mich mit den Zähnen.

Jesus fällt zum ersten Mal

4. Station: Jesus begegnet seiner Mutter

Die vierte Station des Kreuzwegs zeigt, wie Jesus auf seinem Weg nach Golgota seiner Mutter begegnet. Auch über diese Begegnung gibt es keine Angaben in der Bibel.

Unter den vielen Menschen, die am Straßenrand stehen und dabei zuschauen, wie Jesus Christus unter großen Schmerzen das Kreuz zur Hinrichtungsstätte trägt, ist auch seine Mutter Maria.

Lukas 2,34-35
Die Worte des alten Simeon an Maria beginnen wahr zu werden: "Er (Jesus) wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird... Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.

Jesus begegnet seiner Mutter

5. Station: Simon von Zyrene hilft Jesus das Kreuz zu tragen

Dem Bild der fünften Station lässt sich entnehmen, wie Simon von Zyrene Jesus Christus hilft das Kreuz zu tragen. Vgl. Mk 15,21; Lk 23,26; Mt 27,32

Jesus wird immer schwächer und kann das Kreuz kaum mehr tragen. Da befehlen die Soldaten dem Bauern Simon von Zyrene das Kreuz zu tragen.

Markus 15,21
Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.

Simon hilft das Kreuz zu tragen

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Das folgende Gemälde der sechsten Station des Kreuzwegs stellt dar, wie Veronika Jesus das Schweißtuch reicht. Diese Situation findet in der Bibel keine Erwähnung.

In der Menge der Zuschauer steht auch Veronika, eine junge Frau und Jüngerin Jesu. Sie sieht, wie sehr er leidet und überlegt, wie sie ihm helfen kann. Damit Jesus sich das Blut, den Schweiß und Dreck aus dem Gesicht wischen kann, reicht Veronika ihm ihr Tuch.

Matthäus 5,7-8
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

Veronika reicht das Schweißtuch

7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

Die siebte Station des Kreuzwegs beschreibt das erneute Fallen von Jesus Christus unter dem Kreuz. In der Bibel findet man hierzu keine Ausführungen.

Der Weg nach Golgota scheint kein Ende zu nehmen. Viele Schaulustige beobachten Jesus. Das Kreuz ist einfach zu schwer und er stürzt zum zweiten Mal.

Psalm 22,7-8
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet. Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf.

Jesus fällt zum zweiten Mal

8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen

Auf diesem Gemälde ist zu sehen, wie Jesus den weinenden Frauen begegnet. Die achte Station des Kreuzwegs nimmt Bezug auf das Evangelium (Lk 23,27-31).

Jesus Christus sieht in der Menge eine Gruppe Frauen, die über seinen bevorstehenden Tod und das Leid, das er ertragen muss, weinen. Die Frauen wissen, dass Jesus immer gut zu den Menschen war. Jesus bleibt stehen und spricht zu ihnen.

Lukas 23,27-31
Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, da wird man sagen: Selig die Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden?

Jesus tröstet die weinenden Frauen

9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Auf dem Bild der neunten Station des Kreuzwegs ist gemalt, wie Jesus zum dritten Mal unter dem Kreuz fällt. Dies wird in der Bibel nicht erwähnt.

 

Psalm 31,12
Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir.

Jesus fällt zum dritten Mal

10. Station: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Die zehnte Station des Kreuzwegs zeigt, wie man sich im Bild die Situation vorstellt als Jesus seiner Kleider beraubt wird. Vgl. Mt 27,34-35; Mk 15,24b; Lk 23,34; Joh 19,23-24

Als Jesus endlich auf dem Berg Golgota ankommt, nehmen ihm die Soldaten seine Kleider ab. Sie geben ihm mit Galle vermischten Wein, den Jesus aber nicht trinkt. Die Soldaten nageln Jesus ans Kreuz und teilen dann seine Kleider unter sich auf.

Matthäus 27,35
Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los über sie warfen.

Jesus wird der Kleider beraubt

11. Station: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Das Bild der elften Station des Kreuzwegs zeigt, wie Jesus ans Kreuz genagelt wird. Vgl. Lk 23,33-43; Mt 27,35-44; Mk 15,24-32; Joh 19,18-27

Mit Jesus werden auch zwei Verbrecher gekreuzigt, ihre Kreuze stehen zu beiden Seiten Jesu. Die Soldaten und die Menschenmenge verhöhnen und beschimpfen Jesus. Doch Jesus Christus betet für sie und bittet Gott um Vergebung.

Lukas 23,33-34
Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Jesus wird ans Kreuz genagelt

12. Station: Jesus stirbt am Kreuz

Die zwölfte Station des Kreuzwegs beinhaltet die Darstellung des Todes Christi am Kreuz. Das Evangelium gibt hierzu einen Bezug her (Lk 23,44-49; Mk 15,33-41; Joh 19,28-30; Mt 27,45-54).

Matthäus 27, 46
Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?

Lukas 23,44-46
Es war schon um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach - bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus.

 

Jesus stirbt

13. Station: Jesus wird vom Kreuz genommen

Auf dem Bild der dreizehnten Station des Kreuzwegs ist gemalt, wie der Leichnam vom Kreuz genommen wird. Hierzu wird im Evangelium des Johannes Bezug genommen (Joh 19,38).

Am Abend geht Josef von Arimathäa, einer der Jünger Jesu, zu Pilatus und bittet ihn um Jesu Leiche, um ihn zu begraben. Als Jesus vom Kreuz abgenommen wird, ist auch seine Mutter Maria da. Josef von Arimathäa legt ihr ihren toten Sohn in den Schoß und Maria weint und trauert um ihn.

Johannes 19,38
Josef aus Arimathäa war ein Jünger Jesu, aber aus Furcht vor den Juden nur heimlich. Er bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab.

Jesus wird abgenommen

14. Station: Der Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

Die vierzehnte Station des Kreuzweges bildet die letzte Station dieses Kreuzweges. Das Gemälde veranschaulicht die Grablegung des Leichnams Jesus Christi. Vgl. Joh 19,38-42; Mk 15,42-47; Lk 23,50-56; Mt 27,57-66

Josef hüllt den Leichnam in ein sauberes Leinentuch, legt ihn in ein neues Felsengrab und schiebt einen großen Stein davor. Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jesu, beobachten, wohin Josef den Leichnam bringt.  

Johannes 19, 40-42
Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei.

Jesus wird begraben